Studentenwohnheim Neue Burse, Wuppertal

Ein abbruchreifes Gebäudeensemble - zwei identische kreuzförmige Innenflur-Wohngebäude aus den 1970er Jahren - wurde durch ein intelligentes Sanierungskonzept zu einer attraktiven Studentenwohnanlage mit kommunikativen, hellen Erschliessungsräumen umgewandelt. Hauptmaßnahmen der Umstrukturierung waren die neuen transparenten Treppenhäuser, für die die ehemaligen Kernzonen mit Treppen, Fahrstühlen und Gemeinschaftsräumen abgebrochen wurden, die Erweiterung der einzelnen Appartements durch die geschickte Erweiterung mit zwei Meter breiten rahmenförmigen Stahlbetonteilen für den Einbau von Sanitär- und Kücheneinheiten sowie der Ausbau nach Niedrigenergiestandard. Im Zuge der Modernisierung wurde die alte Fassade entfernt. Die neue hochwärmegedämmte Fassade wurde nach außen auf eigenen Fundamenten verlagert. Prägend für das erneuerte Ensemble sind geschosshohe Appartementfenster und unterschiedlich farbig lasierte Sichtbetonflächen an den Treppenhäusern.

Die komplette Anlage ist als Stahlbetonschottenbau erstellt. Alle Zimmertrennwände sind aus Stahlbeton, Stärke 14 cm als tragende Bauteile ausgebildet. Die Decken und Wände der Zimmererweiterung wurden ebenfalls in Stahlbetonfertigteilen errichtet. Die Flurtrennwände wurden analog zum Bestand aus Mauerwerk hergestellt und nichttragend ausgebildet. Die rückgebaute Fassade bestand aus vorgehängten Sandwichplatten aus Stahlbetonfertigteilen mit Kerndämmung und versiegelten Fugen.

Mit dem großflächigen Erhalt des Bestandes und der Weiterverwendung von Bau- und Ausbauteilen wurde nicht nur das ökolohische Ziel des Ressourcen schonenden Bauens erreicht, es wurde auch bewiesen, dass bestehende Massivbauten eine hohe Gebäudeflexibilität besitzen. Das Ergebnis zeigt die Wandlung eines dunklen Inneflurgebäudes mit kleinen Einzelzellen in ein Gebäude mit kommunikativen, hellen Erschließungsräumen und nachfrageorientierten, lichten Einzelappartements. Dass hierbei zudem noch ein sehr guter Wärmedämmstandard erreicht wurde, der in Verbindung mit der Masseträgheit und Wärmespeicherfähigkeit des Betons einen hohen Raumkomfort bietet, ist besonders erwähnenswert. Außerdem sind die Kosten des Umbaus hervorzuheben, die deutlich unter dem Herstellungsniveau eines Neubaus liegen.

Der erste Bauabschnitt, fertig gestellt 2001, gewann wegen seiner gelungenen Architektur den Bundesbauherrenpreis und war bundesweit das erste Niedrigenergie-Studentenwohnheim. Das Projekt wurde 2005 mit dem Deutschen Holzbaupreis ausgezeichnet.

Architektur:
Architektur Contor Müller Schlüter GbR, Wuppertal

Bauherr:
Hochschulsozialwerk Wuppertal

Fotograf:
Tomas Riehle, Köln